Johannes
13.05.2008, 17:51 |
Zwei-Staaten-Lösung soll durchgesetzt werden (Israel / Naher Osten) |
Bush hatte angekündigt, daß er eine Zwei-Staaten-Lösung für Israel/Palästinenser möchte (sprich: er möchte Jerusalem teilen).
Der israelische Ministerpräsident stand damit vor einem Dilemma, denn eine Teilung Jerusalems kommt für die meisten Juden nicht in Frage, aber er bemühte sich dennoch. Offensichtlich nicht genug, denn nach plötzlich aufgetauchten Vorwürfen gegen ihn (Jahre her, aus seiner Zeit als Bürgermeister von Jerusalem, aber jetzt medienwirksam veröffentlicht) denkt Bush laut über ein Israel ohne Olmert nach:
Auf seiner vermutlich letzten Reise in die Länder des Nahen Ostens hat der
US-Präsident eine prallvolle Agenda. Für den Fall, dass Israels Minister-
präsident Olmert zurücktritt, benennt er bereits geeignete Nachfolger. (Link)
Diplomatisch gesehen ist diese Äußerung von Bush eine Ungeheuerlichkeit - aber durch diese gezielte Schwächung eines "befreundeten" Staatsoberhaupts zeigt sich, wie ernsthaft Bush einen palätinensischen Staat errichten und dafür Jerusalem teilen möchte. ---
"Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen" |
Eyesvektor
13.05.2008, 18:19
@ Johannes
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Zwei-Staaten-Lösung soll durchgesetzt werden |
Hallo Johannes!
Bush hatte angekündigt, daß er eine Zwei-Staaten-Lösung für Israel/Palästinenser möchte (sprich: er möchte Jerusalem teilen).
Nie und nimmer ist das echt gemeint, Bush ist eine lahme Ente, die
nichts mehr bewirken wird.
Er will jetzt nur den schlechten Ruf seiner Administration kurz
vor Ende seiner Amtszeit etwas aufpolieren, damit nicht zu viel
Negatives später in den Geschichtsbüchern steht.
Deshalb startete er Ende 2007 eine Friedens-Initiative im Nahost-
Konflikt.
Die ist bis Ende 2008 anberaumt.
Daß bis dahin jedoch der gesamte Konflikt gelöst sein wird, das
glaubt nicht mal er selber.
Zwar haben die "Republikaner" etwas mehr Verständnis für die Belange
der Palästinenser, aber es ist abzusehen, daß aller Wahrscheinlichkeit
nach am 4.November die "Demokraten" das Ruder übernehmen werden.
Unter anderem, weil die Republikaner untereinander zerstritten sind
über den Kurs der Partei. Da gibt es den ländlich-religiösen Flügel,
und auf der anderen Seite den mehr fortschrittlichen-urban ausgerichteten
Flügel.
Die Demokraten wiederum sind traditionell mehr Israel-freundlich eingestellt.
Und wenn die an die Macht kommen in ein paar Monaten, dann ist es
völlig unmöglich, zu einer Zwei-Staaten-Lösung zu kommen.
Die ganze Sache ist Makkulatur, außerdem flammen im Libanon schon wieder
neue Kämpfe auf, wo man zusätzlich eine Menge Energie aufbringen muß,
sie diplomatisch zu lösen.
Grüße, Eyesvektor |
Johannes
13.05.2008, 22:22
@ Eyesvektor
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Zwei-Staaten-Lösung soll durchgesetzt werden |
»» Bush hatte angekündigt, daß er eine Zwei-Staaten-Lösung für
»» Israel/Palästinenser möchte (sprich: er möchte Jerusalem teilen).
»
» Nie und nimmer ist das echt gemeint,
Hallo Eyesvektor,
doch, genau das glaube ich.
» Bush ist eine lahme Ente, die nichts mehr bewirken wird.
Ich weiß, er wird in den Foren und einigen Medien gern als Trottel etc. dargestellt, aber ich glaube, wir unterschätzen ihn da. Er bzw. seine Berater haben sehr genau Vorstellungen von dem, was sie wollen. Und wenn Bush gesagt hat, er wolle die Achse des Bösen bekämpfen, dann wird er genau das tun - wie immer die politische Begründung dann aussehen mag, um die jeweiligen Schritte dazu durchzusetzen.
» Er will jetzt nur den schlechten Ruf seiner Administration kurz
» vor Ende seiner Amtszeit etwas aufpolieren, damit nicht zu viel
» Negatives später in den Geschichtsbüchern steht.
» Deshalb startete er Ende 2007 eine Friedens-Initiative im Nahost-
» Konflikt.
Okay, über die Motivation könnten wir uns unterhalten, aber die ändert eigentlich nichts am Ziel selbst.
Eine Zwei-Staaten-Lösung, wie sie Bush anstrebt, ist keineswegs die einzige Lösung. Insbesondere nicht aus Sicht der Prophezeiungen, nach denen Jerusalem zu Israel gehört. Stattdessen hätte er auch Forderungen an die Nachbarländer stellen können, die Palästinenser in ihre Gesellschaft zu integrieren, statt ihnen nur Lager zu gestatten. Er hätte auch jegliche Hilfe an die arabischen Nationen davon abhängig machen können, daß sie das Existenzrecht Israels anerkennen.
Aber dies tat Bush nicht, sondern er geht den Weg der Zwei-Staaten-Lösung. Condolezza Rice sagte während des 33/34-Tage-Kriegs Israels mit dem Libanon, daß dies der Beginn der Neuordnung des Nahen Osten sei. Und genau darauf läuft es hinaus, denke ich. Von langer Hand eingefädelt, und nun geht es nur noch darum, in wieweit die einzelnen Mitspieler freiwillig mitziehen oder ob Druck ausgeübt wird. Meiner Ansicht nach wird nicht mehr über das Ziel diskutiert (zwei Staaten = Teilung Jerusalems), sondern nur über den Weg dorthin. Auf Olmert wird gerade massiver Druck ausgeübt, weil er nicht genügend gegen die Wünsche seiner Landsleute handelt.
» Die ganze Sache ist Makkulatur, außerdem flammen im Libanon schon wieder
» neue Kämpfe auf, wo man zusätzlich eine Menge Energie aufbringen muß,
» sie diplomatisch zu lösen.
Im Libanon haben sich damit lediglich die Machtverhältnisse geklärt. Der Druck der Hisbollah (Hisb Allah) hat dazu geführt, daß die Armee erklärte, in die Kasernen zurückzukehren, sollte der Staat massives Eingreifen fordern (Ausnahmezustand verhängen). Nach dieser Quasi-Kapitulation (oder Fast-Staatsstreich, je nach Sichtweise), war es für die Hisbollah leicht, ihre eroberten Stellungen wieder der Armee zu überlassen. Ihre Macht war damit deutlich bewiesen ("wir entscheiden, ob die Armee hier ist oder nicht" ), mehr brauchte sie vorerst nicht.
Ob dies nun friedlich weitergeht oder nicht, wird sich zeigen, wir sind allerdings einer militärischen "Lösung" näher gekommen, denn Israel kann sich sich einen Libanon unter quasi-Kontrolle der Hisbollah kaum leisten. Zu befürchten ist daher ein massiver Krieg, in dem die Fronten "geklärt" werden (so schrecklich dieser Begriff jetzt rüberkommen mag).
Ob so oder so - als Ziel die jetzigen Bemühungen sehe ich eine Neuordnung des Nahen Ostens, in dem Israel und seine Nachbarn aufblühen werden (ggf. auch erst nach einem Krieg so wie bei uns das "Wirtschaftswunder" ). Und das Aufblühen sehe ich nicht erst in ferner Zukunft, sondern eher im einstelligen Jahresbereich.
Viele Grüße
Johannes ---
"Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen" |
Eyesvektor
14.05.2008, 01:42
@ Johannes
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Zwei-Staaten-Lösung soll durchgesetzt werden |
Hallo Johannes!
Ich weiß, er wird in den Foren und einigen Medien gern als Trottel etc. dargestellt, aber ich glaube, wir unterschätzen ihn da. Er bzw. seine Berater haben sehr genau Vorstellungen von dem, was sie wollen. Und wenn Bush gesagt hat, er wolle die Achse des Bösen bekämpfen, dann wird er genau das tun - wie immer die politische Begründung dann aussehen mag, um die jeweiligen Schritte dazu durchzusetzen.
Hab ich nie behauptet. Der Mann weiß schon, was er will, und wer seine
Feinde sind.
Alle seine Ziele konnte er freilich nie durchsetzen, da gibt es Hintermänner, die wir nicht sehen.
Und daß er noch etwas versucht in seinen letzten sechs Monaten, in Sachen
Nahost-Konflikt, glaube ich auch.
Ich lese oft etwas in der Zeitung und höre Radioberichte über Israel,
(besonders geradeeben zum 60.Jahrestag der Gründung Israels)
und nach denen ändert sich dort wirklich gar nichts.
Die israelischen Siedlungen werden weiterhin ausgebaut;
palästinensische Grundeigentümer, die vor 60 Jahren enteignet wurden,
wurden bis heute nicht repatriiert.
In Jaffa gibt es z.B. leerstehende arabische Gutshäuser mit umliegenden
Apfelsinen-Hainen. Die sind inzwischen verfallen, u.a., weil Apfelsinen
nie zur jüdischen Kultur gehört hatten. Israel importiert deshalb
Apfelsinen aus dem Mahgreb.
Nun endlich wurden jüdische Architekten auf die Gutshäuser aufmerksam und
wollen diese in einer konzertierten Aktion restaurieren.
Olmert ist doch in einer Korruptions-Affäre verwickelt, ob er noch eine
politische Zukunft hat, daran ist zu zweifeln.
Die Hisbollah wurde doch im Libanon-Krieg 2006 weitgehend zerschlagen, hieß es jedenfalls in öffentlichen Verlautbarungen damals.
Nun stellt sich heraus, daß im Grunde genommen alles beim alten geblieben
ist: Die Hisbollah genießt ein viel größeres Ansehen und Vertrauen bei
der moslemisch-libanesischen Bevölkerung als die reguläre libanesische
Armee. Und sie legt sich mit der libanesischen Armee wieder an, als wäre
nichts geschehen. Irgendwie ist halt schon etwas dran: Die Nachschub der
Waffen an die Hisbollah muß von irgendwoher kommen; und das irgendwo ist vermutlich der Iran und Syrien.
Ich bezweifel nicht, daß es irgendwo irgendwelche Hoffnungs-Schimmer gibt;
wie etwa die Juden, die die alten arabischen Gutshäuser wiederaufbauen
wollen, welche eigentlich Häuser der Erzfeinde sind.
Falls die Juden eine Zwei-Staaten-Lösung wirklich politisch durchsetzen,
dann muß dies vom Herzen der Juden kommen, sonst endet alles wie gehabt
in Haß, Gewalt und Bürgerkrieg.
Sonst kommt eben so etwas heraus wie im Gaza-Streifen, muß ich wohl nicht
näher kommentieren.
Ein weiteres Problem ist die Uneinigkeit der Palästinenser, es gibt radikale
und gemäßigte Flügel in ihren Organisationen.
Und die Radikalen fangen nach einem Abkommen hinterher in schöner
Regelmäßigkeit wieder Stunk an.
ich hab schon ein paar Jährchen auf dem Buckel und verfolge den Nahost-
Konflikt schon länger mit.
Kurz, die Materie ist komplex ohne Ende, so daß ich kaum glaube, die
Bush-Administration kann diesen Knoten in ein paar Monaten lösen.
Mit freundlichen Grüßen, Eyesvektor |
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