Einschätzung der Lage für den Krieg in Gaza:
Beirut-Reporter.de glaubt, dass der Krieg Israels gegen die Hamas Organisation bisher ein klarer Erfolg für die israelische Armee ist. Zudem denkt Beirut-Reporter.de, dass in der Diskussion um Erfolg und Misserfolg des Krieges für Israel eine Menge Argumente durcheinander geschmissen werden, die nicht zusammengehören.
Viele Beobachter vergleichen den jetzigen Krieg mit dem Krieg zwischen Israel und Hisbollah 2006 und schließen daraus, Israel könne auch heute seine Kriegsziele wie damals nicht erreichen und der Krieg sei damit auch aus Israels eigener Perspektive sinnlos.
Das ist aus Sicht von Beirut-Reporter.de mitnichten der Fall, denn das öffentlich deklarierter Kriegsziel muss nicht das tatsächliche sein. Regierung können nicht immer ihre wahren Intentionen kundtun, weil sie ansonsten riskieren, international Rückendeckung zu verlieren.
Der Krieg 2006 im Libanon und der jetzige unterscheiden sich massiv. Hamas ist nicht Hisbollah, und hat nicht annähernd deren militärische Stärke. Israel hat aus den Fehlern 2006 gelernt und wird sie so schnell nicht wieder begehen. Der Gazastreifen ist nicht Libanon, und die Motivation der israelischen Soldaten ist eine ganz andere als 2006. Der neue Generalstabschef Gabi Ashkenazi, ein mehrfacher Libanon-Veteran, scheint massgeblich für den Erfolg der Operationen verantwortlich sein.
Einfach gesagt: Israel kann derzeit fast machen, was es will, hat die uneingeschränkte Überlegenheit und muss lediglich darauf Acht geben, dass es internationales Recht nicht zu stark bricht (steht trotz Anschuldigung zu beweisen) und die Weltöffentlichkeit nicht gegen sich aufbringt (ist noch nicht der Fall).
Der Grund, weshalb Israel im jetztigen Krieg massiv auch den Tod von Zivilisten im Gazastreifen in Kauf nimmt, ist aus Sicht von Beirut-Reporter.de simpel, auch wenn er von der israelischen Regierung nicht direkt als Hauptgrund genannt wird, denn das würde bedeuten, den schweren Misserfolg 2006 einzugestehen und wäre politisch auf internationaler Bühne schwer zu verkaufen: Israel hat das eigene Überleben erneut als höchste Staatsräson deklariert und will sein Abschreckungspotenzial in Nahost wiederherstellen, was aus Sicht von Beirut-Reporter.de zu einem Gutteil bereits gelungen ist.
Israels Analytiker sind offensichtlich zu dem Schluss gekommen, dass das Zeichen, das vom Libanon Krieg 2006 ausging, auf lange Frist die Existenz Israels massiv gefährden konnte. Die Idee - Israel konnte 2006 gestoppt werden, also kann es auch geschlagen werden - musste rückgängig gemacht werden, gleich wenn die Kosten hoch sein würden. Denn Ruf und Ansehen Israels werden zweifellos weiter angeschlagen, und Israel muss sich möglicherweise vor der UN für Verletzungen des Kriegsrecht verantworten, was bei einem Kampfgebiet, in dem viele Zivilisten ums Leben kommen können, fraglos miteinkalkuliert wird (Kollateralschäden)
All das scheint jedoch nicht so schwer gewogen zu haben, wie die Angst in Israel vor einem Verlust des Abschreckungspotenzial. Ansonsten stünden Kosten/Nutzen des jetzigen Krieges in völligem Missverhältnis, auch für die arabischen Staaten, die zu großen Teilen Israel stillschweigend den Rücken decken, aber mit innerer Opposition kämpfen müssen und das nicht über einen ausgedehnten Zeitraum durchhalten können, ohne von Israel abzurücken. Selbst Iran verhält sich ungewöhnlich ruhig, denn es erhofft sich offensichtlich einen guten Deal mit der neuen US-Regierung über Irak.
Der Zeitpunkt für den Krieg war günstig und kommt mit einer neuen US-Regierung möglicherweise nicht so schnell wieder. Ein Kampf mit der Hisbollah Organisation wäre ein Abnutzungskrieg geworden. Die eigene Macht an der Hamas zu demonstrieren, war jedoch im Bereich des Möglichen, ohne zu hohe Verlust in den eigenen Reihen zu riskieren.
Mit der Amtseinführung Barack Obamas (20. Januar) schließt sich nun das Zeitfenster für israelische Operationen in Gaza, denn auch Obama ist Israel zwar traditionell freundlich gesinnt, jedoch nicht nahezu kritiklos wie die Regierung von Präsident George Bush. Je näher Obamas Inauguration rückt, desto wahrscheinlicher wird aus Sicht von Beirut-Reporter.de, dass sich Israel auf eine Feuerpause einlässt.
Beirut-Reporter.de @ Januar 12, 2009
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http://www.beirut-reporter.de/
(Genehmigung für Zitate liegt vor)
Gruss
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