heutiger Flottillen-Zwischenfall - übliche Berichterstattung? (sonstige Themen)
� Du siehst in den europäischen Medien eine vorwiegend anti-israelische
� Berichterstattung?
� 
� Ich weiß nicht woher Du das nimmst.
Hallo Mica,
spannende Frage. 
Rubenstein ist sehr pro Israel eingestellt, aber ich denke dennoch, daß er im Kern Recht hat. Das läßt sich aber nicht so einfach beweisen, da wir natürlich unsere Berichterstattung als neutral und ausgewogen betrachten (so ging es mir zumindest früher). Was ist aber neutral, was anti oder pro?
Ich habe mir mal beim Spiegel eine typische Schlagzeile rausgesucht:
> Attacke auf Gaza-Hilfskonvoi: Empörung über Israels tödlichen See-Angriff
> SPIEGEL ONLINE - Politik - 31.05.2010
>
> Die Türkei fordert ein Uno-Sondertreffen, Palästinenserchef Abbas spricht 
> von einem "Verbrechen", Frankreichs Außenminister ist "hochgradig 
> schockiert": Israels Angriff auf eine Hilfsflotte für den Gaza-Streifen in 
> internationalen Gewässern ruft Entsetzen hervor. Bis zu 19 Menschen sollen 
> dabei getötet worden sein. (mehr... - bitte vollständigen Artikel dort lesen)
Was wird in den Mittelpunkt gestellt? Wird im Aufhänger auf den quasi Kriegszustand Bezug genommen? Wird die Verantwortungslosigkeit erwähnt, Menschen in ein Kriegsgebiet zu schicken (mit dem Ziel, eine Kriegsblockade zu durchbrechen)? Oder steht nur Israels (zu erwartende !!) Antwort im Mittelpunkt?
Der Kern sind für mich nicht die Toten. Es ist Krieg, und Tote sind (leider !!) zu erwarten. Kern ist für mich die politische Dimension: Es ging anscheinend nicht darum, den Menschen in Gaza zu helfen (die offiziellen Wege, von Israel mehrfach angeboten, wurden nicht genutzt), sondern es ging darum, Israel vorzuführen: Entweder als grausame Bestie (wie jetzt, wenn es wie erwartet reagiert) oder als Papiertiger (wenn es die Schiffe trotz Verbot durchläßt). Für dieses politische Ziel wurden Menschenleben billigend in Kauf genommen.
Klar, Israel hätte anders reagieren können, dazu gibt es auch auf israel-freundlichen Seiten wie Debka Diskussionen. Das reicht dann von massivem Tränengaseinsatz über besser bewaffnete Soldaten (die Gewalt sei dadurch eskaliert, daß die israel. Soldaten zunächst zu leicht bewaffnet und dadurch angreifbar erschienen - mit einem martiarlischeren Auftreten hätte dies womöglich von vorneherein verhindert werden können) bis hin zu der Idee, Soldaten gar nicht mehr auf Schiffe zu schicken, die in gesperrtes Gebiet eindringen, sondern erst einen Warnschuß abzugeben und dann gleich scharf auf die eindringenden Schiffe zu schießen.
Diese Überlegungen sind berechtigt, aber wenn diese Fragen bei uns auftauchen (z.B. Tränengas statt scharfe Waffen), dann immer vor dem Hintergrund, daß man mit dem Anliegen, Israels Verbot zu durchbrechen, symphatisiert.
Israels Verbot (die Seeblockade) ist jedoch nicht aus reiner Willkür und Provokation entstanden, sondern Israel sieht sie als militärisch notwendig an für seine Sicherheit und letztendlich sein Überleben.
Ist Dir aufgefallen, wo und wie Friedensaktivisten aktiv werden? (zumindest, soweit sie bei uns erwähnt werden) Sie legen sich z.B. vor isarelisches Militär und wollen deren Einsatz verhindern, aber nicht vor von Anschlägen bedrohte jüdische Einrichtungen. Warum nicht mal Raketenangriffe auf Israel und somit eine weitere Eskalation der Gewalt verhindern, indem man moralischen Druck auf die moslemischen Kämpfer ausübt? "Wer israel angreifen will, muß dazu erst uns erschießen". 
Nein, es wird nur andersherum gemacht. Und das prägt unser Bild. Es erscheint normal, gegen Israels Aktionen zu sein, aber daß der Teufelskreis der Gewalt auf beiden (!) Seiten durchbrochen werden könnte, wird nicht diskutiert. So wird, ohne direkt Stellung zu beziehen, doch ganz klar ein Bild vermittelt, daß es eine gute und eine böse Seite gibt. 
Wenn eine israelische Aktion ungerechtfertigt erscheint, dann wird dies groß thematisiert: Verbrechen gegen die Menschlichkeit, UNO, etc. - wann hast Du aber das letzte Mal gelesen, daß eigentlich jeder Raktenangriff auf Israel (der meist täglich stattfindet, ohne daß dies bei uns berichtet wird !) ein Kriegsverbrechen ist, da er sich gegen die Zivilbevölkerung richtet? Was unternimmt die UNO gegen diese kriegsverbrechen und diejenigen, die das direkt oder indirekt ermöglichen? Wo ist die Diskussion hierzu?
Ich bin mir nahezu sicher, daß Du mir jetzt an vielen Punkten widersprechen wirst. Okay, aber das ist ja genau das, was ich meine: Ohne daß dies direkt so ausgesprochen wird, wird bei uns ein Bild vermittelt, das Partei ergreift. Es ist ja in Ordnung, Partei zu ergreifen, aber Partei zu ergreifen heißt eben, daß man nicht mehr neutral ist, sondern pro bzw. anti. Und das ist, was R. sagte.
Viele Grüße
Johannes
� 
� Gruß
� mica
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"Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen"
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- Tigerjahr 2010 - Rubenstein , 31.05.2010, 17:51 (sonstige Themen) , 31.05.2010, 17:51 (sonstige Themen)- Tigerjahr 2010 - heutiger Flottillen-Zwischenfall - Rubenstein , 31.05.2010, 19:56 , 31.05.2010, 19:56- Heutiger Flottillen-Zwischenfall - noch eine Stellungnahme - Rubenstein , 31.05.2010, 20:11 , 31.05.2010, 20:11- Heutiger Flottillen-Zwischenfall - noch eine Stellungnahme - Zitrone , 31.05.2010, 20:29 , 31.05.2010, 20:29- Heutiger Flottillen-Zwischenfall - noch eine Stellungnahme - Rubenstein , 31.05.2010, 21:11 , 31.05.2010, 21:11- Heutiger Flottillen-Zwischenfall - noch eine Stellungnahme - Rubenstein , 31.05.2010, 21:43 , 31.05.2010, 21:43- Vorsitzender der türkischen Bischofskonferenz erstochen - Rubenstein , 03.06.2010, 15:56 , 03.06.2010, 15:56
 
- Vorsitzender der türkischen Bischofskonferenz erstochen - Rubenstein
 
- Heutiger Flottillen-Zwischenfall - noch eine Stellungnahme - Rubenstein
 
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- Heutiger Flottillen-Zwischenfall - noch eine Stellungnahme - Zitrone
- heutiger Flottillen-Zwischenfall - übliche Berichterstattung? - Mica , 01.06.2010, 08:54 , 01.06.2010, 08:54- heutiger Flottillen-Zwischenfall - übliche Berichterstattung? - Johannes , 01.06.2010, 13:00 , 01.06.2010, 13:00- heutiger Flottillen-Zwischenfall - übliche Berichterstattung? - Rubenstein , 01.06.2010, 19:35 , 01.06.2010, 19:35- Stellungnahmen von Netanyahu und Peres - Rubenstein , 01.06.2010, 19:40 , 01.06.2010, 19:40- Augenzeugenberichte israelischer Soldaten - Rubenstein , 02.06.2010, 20:23 , 02.06.2010, 20:23- Solidarität mit Israel - Rubenstein , 03.06.2010, 09:10 , 03.06.2010, 09:10
 
- Solidarität mit Israel - Rubenstein
 
- Augenzeugenberichte israelischer Soldaten - Rubenstein
 
- Stellungnahmen von Netanyahu und Peres - Rubenstein
 
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- Tigerjahr 2010 - heutiger Flottillen-Zwischenfall - Burgwart , 01.06.2010, 13:04 , 01.06.2010, 13:04- Tigerjahr 2010 - heutiger Flottillen-Zwischenfall - Rubenstein , 04.06.2010, 16:39 , 04.06.2010, 16:39
 
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